Die Proteste sind zurück, insbesondere in kleineren Städten. Massen nehmen dort zwar nicht teil, doch die Polizei ist wegen fehlender Anmeldungen oftmals überrascht. Das macht die Proteste gefährlicher, sagen Experten.
Montag waren Wittenbergs Straßen ebenso wieder mit Lärm gefüllt. Dabei kamen deutlich mehr Demonstranten als in den Vorwochen zusammen. Laut Veranstaltern seien diese aus angrenzenden Bundesländern angereist. Bis zu 1200 „Spaziergänger” waren dies laut Polizeiangaben.
Wer mit 1.000 Menschen auf die Straße geht, fühlt sich in der Mehrheit
Die Sozial- und Politikwissenschaftlerin Sophia Hunger erforscht Protestbewegungen am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. „Man fühlt sich davon befeuert, dass man weiß: Das ist jetzt nicht angemeldet und es ist wenig Polizei vor Ort”, so ihre Deutung. „Man sieht, dass jetzt zunehmend mit Gewalt gegenüber Journalisten reagiert wird, weil die Proteste im Kleineren passieren und nicht in Berlin, auf der Bühne des gesamtdeutschen Protests.”
Die Sozialpsychologin Pia Lamberty sieht das ähnlich. Dem Evangelischen Pressedienst (EPD) sagte sie: „Wer mit 1.000 Menschen auf die Straße geht, fühlt sich in der Mehrheit. Wenn es plötzlich der Nachbar ist, mit dem man zusammen demonstriert, fühlt man sich zusätzlich bestärkt.”